Was hat der Käse mit dem Kalbfleisch zu tun?
Damit eine Kuh Milch gibt, muss sie zuvor einen Grund dafür haben – das Kalb. Nach der Geburt gibt sie etwa 300 Tage lang Milch, diese Zeit nennt man Laktation. Am Ende der Laktation nimmt die Menge an Milch ab, die die Kuh gibt, dann wird sie neu gedeckt und trocken gestellt. Nach 280 Tagen wird, wenn alles klappt, ein neues Kalb geboren und die Kuh steigt in die nächste Laktation ein.
All das ist in einem regelmäßigen Kreislauf notwendig, damit immer eine konstante Menge an Milch zur Verarbeitung vorhanden ist, aus der Käse, Joghurt und Quark hergestellt werden.
Zum Teil werden die geborenen Kuhkälber zur Remontierung (Erhaltung) der Herde herangezogen, doch der andere Teil ist der, um den es in diesem Text geht.
Denn bezüglich der geborenen Bullenkälber ergeben sich drei Hauptprobleme:
- Ein Bullenkalb wird niemals in seinem Leben Milch geben und kann somit nur zur Mast eingesetzt werden
- Die meisten Milchkühe sind auf Milchleistung gezüchtet, diese steht aber in negativer Korrelation zum Fleischansatz, sodass es sich bei den Hochleistungsrassen fast nicht lohnt die Bullenkälber zu mästen weil dies so energieaufwendig ist
- Da die Aufzucht so wenig lohnend ist, verkaufen viele Betriebe ihre Kälber an den Viehhändler, welcher sie dann vor allem in die Intensivmast weiterverkauft
Was wir auf Hof Zorn versuchen, gegen diese Probleme zu tun
- Wir arbeiten mit sogenannten Zweinutzungsrassen bzw. Kreuzungen aus milch- und fleischbetonten Rassen. Diese zeichnen sich dadurch aus, dass sie zwar keine Spitzenleistungen beim Fleischansatz oder der Milchleistung bringen, aber in beiden Bereichen durchaus gute Leistungen zeigen und somit für beide Zwecke einsetzbar sind.
- Wir versuchen so viele Bruderkälber wie möglich selber aufzuziehen, bis sie als Kalbfleisch vermarktet werden können. Während dieser Zeit leben sie ab den ersten zwei Lebenswochen in kleinen Gruppen und dürfen weiter Vollmilch trinken.
Beide Maßnahmen sind essentiell dafür, dass wir diese Form der Nutztierhaltung für ethisch vertretbar halten. Sie bringen aber auch Nachteile mit sich, die hauptsächlich wirtschaftlicher Natur sind (Weniger Einnahmen durch Milch wegen der geringeren Leistung, Kosten die bei der Aufzucht anfallen, Schlachtkosten..). Das sind u.a. auch die Gründe weshalb die Tiere nicht bis zum ausgewachsenen Rind aufgezogen werden, es wäre aufgrund der eingeschränkten Futterverwertung weder wirtschaftlich, noch ökologisch sinnvoll. Trotzdem dürfen die Kälber bei uns länger als normalerweise üblich mit ihren Artgenossen durch den Stall und über die angrenzende Wiese tollen.
Diese Zusammenhänge erfordern zum einen, dass wir für die erzeugten Lebensmittel angemessene Preise bekommen und zum anderen, dass beide „Produkte“ in einem gewissen Gleichgewicht nachgefragt werden. Es ist zwar für viele ein ungutes Gefühl, ein junges Tier wie ein Kalb zu essen. Aber mit jedem Kilo Käse was konsumiert wird, fällt auch das Kalbfleisch an, welches ebenfalls vermarktet werden will.